Die Suche nach dem Boot
August 2013
Nachdem ich schon lange von einem eigenen hochseefähigem Segelboot geträumt habe gibt mir Frauchen grünes Licht. Meine Berufslaufbahn endet in absehbarer Zeit. Ich beginne mit der Recherche nach einem geeignetem Boot. Der Internetmarkt wird durchforstet. Ich möchte sowohl Flussfahrten machen, als auch Hochsee fahren können. Das Boot sollte nicht mehr als 1,5m Tiefgang haben. Da meine Frau Angst vor dem großen Wasser hat sollen deshalb auch Flussfahrten möglich sein. Das Boot soll auch genügend Wohnraum bieten. Die Wahl fällt auf eine Reinke mit Twinkiel. Das Angebot ist dürftig. Es sind einige Boote im Angebot jedoch die Preise jenseits von gut und böse. Da gibt es doch noch eine Reinke in Hannover, deren Preis akzeptabel erscheint. Die Angebotsfrist auf der Webseite ist zwar abgelaufen, die Anzeige jedoch nicht gelöscht. Ich rufe an. Der Verkäufer ist über meine Anfrage hoch erfreut. Wir vereinbaren einen Besichtigungstermin. Ich bitte Peter, einen Clubkameraden, mich zu begleiten.
September 2013
In Hannover treffen wir den Verkäufer an seiner Wohnung. Die Reinke steht in einer Marina am Stichkanal Hannover Linden hoch und trocken.
Als wir das Boot sehen wissen wir beide sofort, das Boot wird nicht gekauft! Eine mehr schlecht als recht zusammengeschweißte ALU Reinke. Außen über laminiert, damit sie dicht ist. Aus Höflichkeit lassen wir uns zur Innenbesichtigung überreden. Der Eindruck verstärkt sich, ein Bastelobjekt. Sie ist ohne handwerkliches Geschick zusammen geschustert. Die Raumaufteilung empfinde ich vollkommen unzweckmäßig.
Ich bin von dem Traum Reinke geheilt. Der Verkäufer ist Stock beleidigt als ich ihm sage, dass ich nicht kaufe.
Meine Entscheidung steht fest, eine Reinke wird es auf keinen Fall! Ein Selbstbau Boot ist mir nach der Erfahrung zu unsicher!
Erneute Suche. Ich suche jetzt nach einem Serienboot mit möglichst guten Segeleigenschaften.
Ein Klubkamerad aus Plochingen hat eine Dehler 7,8 m. Ich durfte mit ihm über den Bodensee segeln. Die Segeleigenschaften haben mich beeindrukt. In mein Budget sollte das Boot auch passen. Es muss also ein Boot sein was in möglichst großer Stückzahl gebaut wurde oder wird. Also von einer französischen, oder deutschen Serienwerft, also Bénéteau, Bavaria oder Dehler. Ich lege jetzt den Schwerpunkt mehr auf gute Segeleigenschaften und Wohnkomfort. Eine Dehler von 30 bis 36 Ft könnte es werden. In Deutschland werden mehrere angeboten.
Mit meinem Frauchen mache ich eine Nordtour. Wir schauen uns 2 Tage Amsterdam an. Dann besuchen wir Häfen am Eijselmeer, Flevomarina, und Lemmer.
In Lemmer durchforsten wir die Maklerhäfen. Eine Dehler 34 ist die passende größe aber der Preis passt nicht zum Zustand und der Ausstattung, unakzeptabel. Ein ehemaliges Charterboot, eine Bavaria 32 gefällt uns auch. Als ich die Bodenbretter hebe finde ich Salzkristalle. Wo kommen die her? Ich lasse die Finger davon.
Weiter nach Deutschland. Die Etap in Elsfleth gefiel mir sehr gut. Der Preis passte jedoch nicht. Die Dehler 31 in Nordenham wollte der Eigner total leergeräumt übergeben. Dann passt im Vergleich der Preis nicht mehr. Weiter geht’s nach Bremerhaven. Da steht auch eine Dehler 31. Das Deck ist grün, Die Wanten sind 25 Jahre alt. Die Navegationsausrüstung besteht aus einem Kompass - negativ. Der Eigner hat die Innenpolster erneuert und neue Segel gekauft, das Ruder erneuert - positiv. Ich versuche zu handeln. Der Preis ist interessant. Der Makler hat keinen Handlungsspielraum. Er gibt mir den Kontakt zum Eigner. Der verlangt die sofortige Zahlung der Gesamtsumme. Darauf lasse ich mich nicht ein. Ich bin bereit 10% Anzahlung zu leisten und den Rest bei Übergabeim nächsten Frühjahr. Der Eigner ist unbeweglich. Er geht auf meinen Vorschlag nicht ein. Ich kaufe die Jana nicht!
Wir fahren weiter nach Flensburg. Da wird eine Dehler 34/1010 mit Bootskörper aus Kevelar und durchgestecktem Mast angeboten. Wir treffen uns mit dem Eigner in der Marina. Die Probefahrt unter Motor ist ok. Das Schiff hat eine Pinne und noch den alten Innenausbau, Toilette zwischen Bugkajüte und Salon, ohne Tür. Die Achterkoje ist ebenfalls offen. Die Fenster sind außen aufgeschraubt. Sie wurden erneuert. Die Dichtung ist noch klebrig. Als uns der Eigner die Inneneinrichtung zeigt und das er eine Heizung eingebaut hat, ist die Entscheidung gefallen. Total unprofessionell und verbastelt. Die Stauräume im Salon sind nicht nutzbar. Das Urteil ist damit gefallen. Das Schiff wird nicht von mir gekauft. Wir verabschieden uns freundlich und lassen offen ob wir kaufen. Ich möchte keine Diskussion wie in Hannover.
Wir fahren ziemlich gefrustet nachhause.
Oktober 2013
Die Suche im Internet geht weiter. In Deutschland ist das Angebot geringer als in Holland. Wir konzentrieren uns deshalb mehr auf Holland. Im Oktober haben wir 3 Angebote gefunden die uns zusagen und nehmen Kontakt auf. Die Verkäufer halten die Angebote offen. Wer zuerst kommt malt zuerst. Als wir für den Favoriten einen Besichtigungstermin vereinbaren wollen ist das Boot verkauft. Dann finde ich ein Privatangebot ohne Makler. Standort Ketelmeer. Wir vereinbaren sofort einen Termin und fahren los. Ganz in der Nähe in der Flevomarina stehen auch noch zwei Boote. Also nichts wie los.
Zuvor haben wir nocheien Termin in der Flevomarina. Der Zustand der Boote reist uns nicht vom Hocker. Vom Makler bekommen wir noch eine Adresse in Friesland für eine Französische Yacht. Den sage ich jedoch noch am gleichen Tag wieder ab.
Vorher wollen wir die Dehler 34 am Ketelmeer besichtigen, die vom Eigner direkt angeboten wird. Der Eigner empfängt uns an seinem Haus in Dronten Ketelhaven. Zur Besichtigung fahren wir um das Ketelmeer zum Schockerhaven. Dort steht die Dehler 34 Top schon im Winterlager, mit stehendem Mast! Das Ruder ist ausgebaut, wegen Reparatur. Der Innenausbau ist schön hell. Bug- und Achterkajüte haben eine Tür. Die Toilette ist Steuerbord neben dem Niedergang. Die Navegation lässt keine Wünsche offen. Alles ist in Eigenleistung, aber professionell, eingebaut. Dieselheizung, elektrische Wasserpumpe, Druckausdehnungsgefäß, Fäkalientank, Bordcomputer, LCD Display, modernes Landladegerät, die Segel sind fast neu und vieles mehr.
Ich entschließe mich spontan zum Kauf. Der Preis ist fair.
Der Eigner verhandelt und lässt 8 % nach. Wir unterschreiben beide den Kaufvertrag. Der Vertrag wird gültig mit dem Eingang der 10% Anzahlung. Die überweise ich umgehend als wir zurück in Deutschland sind.
Die Übernahme der Fourever
Das Boot
01.04.2014
Die Übergabe der Yacht ist auf den 05.04.2014 Terminiert. Der Eigner besteht auf der Überweisung der Kaufsumme, oder Barzahlung. Einen garantierten Bankscheck akzeptiert er nicht. Mit meiner Hausbank kläre ich das Prozetere.
02.04.2014
Im Ketelhaven angekommen miete ich mir eine Ferienwohnung. Die Yacht besichtige ich am Abend. Sie ist im versprochenem zustand. Ich gebe die Überweisung frei.
Am 03.04.2014 bringen ich mit dem Verkäufer am Abend Polster und Ausrüstungen zur Yacht.
04.04.2014
Tag der Übergabe im Schockerhaven. Die Überweisung ist pünktlich beim Verkäufer eingegangen. Der Verkäufer ist sichtlich erleichtert.
Die Fourever hängt schon am Kran. Sie wird angehoben. Die Auflageflächen die von dem Lagerbock abgedeckt wurden werden mit Antifouling gestrichen. Danach geht’s an den Einbau des Ruders. Das Ruder bekam außen einen Schaft aus V4A aufgesteckt der mit Kunstharz vergossen wurde. Im Wasser wird Ruder, Autopilot und Schubstange verbunden und die Segel angeschlagen. Ablegen zum Probesegeln gegen 14:00 Uhr. Ich bin glücklicher Eigner der Fourever. Mit den Segeleigenschaften bin ich voll zufrieden. Die Radsteuerung reagiert so direkt wie eine Pinne. Das war eine positive überraschung. Ich richte mich im neuen Heim ein.
06.04.2014
Ich richte mich häuslich ein und mache mich mit der Navigationstechnik ein. Die Nacht war um 0°C kalt.
07.04.2014
Fahrt nach Nürtingen.
12.04.2014
Zurück auf dem Boot mit Irma.
Es ist Tulpenblüte. Die möchte ich Irma zeigen. Den Tag nutze ich mit Irma die Tulpenfelder zu besichtigen. Die beginnen gleich am Schockerhaven hinter dem Deich. Der Nordostpolder ist ein einziges Tulpenmeer.
Mit Frauchen fahre ich durch die Tulpenfelder zwischen Schockland und Urk. Wir fotografieren fleißig.
13.04.2014
Heute Abend Kommt die Familie von Sohn Steffen an. Wir verbringen einige schöne Tage miteinander und besuchen mit Auto und Boot Elburg, Kampen, Hardawijk, und Zwolle. Zuerst verholen wir die Fourever in den Kettelhaven. Da habe ich mir für die Saison einen Liegeplatz gesichert. Dann werden Elburg und Hardawijk auf eigenem Kiel angelaufen. Ich mache mich mit dem Boot vertraut und lerne abzuschätzen wie es auf das Ruder beim Anlegen reagiert.
Am 19.04.2019 reist Steffen mit Familie wieder ab. Meine Enkelin war bei Ankunft etwas erkältet. Ich habe die Erkältung geerbt. Krank bei feuchten und kaltem Wetter auf dem Boot ist keine gute Option. Ich fahre mit Irma wieder nachhause.

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